Commander ist ein Format, in dem es vor allem um die eine legendäre Kreatur in unserer Command Zone geht, doch wird über diese Karte recht wenig geredet. Wenn es um die Wahl des Commanders geht, dann sind die meisten Ratschläge “Hör auf dein Herz” oder in die Richtung “ Spiel, was dir Spaß macht”. Doch wie genau man diese Entscheidung gerade am Anfang treffen soll, ist ziemlich schwierig zu beantworten.
Einen sehr guten Ansatz dazu haben Dan Sheehan und Rachel Weeks im Commander Sphere Podcast gehabt. Sie haben alle Commander in eine von drei Kategorien gepackt: die Leader, die Follower und die „weird little freaks”. Dieses Konzept finde ich sehr spannend und darum möchte ich es heute einmal vorstellen.
Der Leader
Leader sind Commander, die “ihr Deck selbst bauen”. Meist geht es hier um einen bestimmten Archetyp, für den WotC speziell einen Commander designt hat. Gute Beispiele hierfür sind mein Teshar, mein Minn und mein Archades Deck. Alles, was diese Decks machen wollen, steht auf dem Commander. Teshar will kleine Artefakte spielen, Minn viele Karten ziehen und Token erzeugen und in Archades sind alle Kreaturen Defender. Die unterschiedlichen Decks der Leader haben recht große Schnittmengen auf EDHREC, weil der Commander so genau vorgibt, was er braucht. WotC ist in den letzten Jahren vor allem dazu übergegangen, diese Art von Commandern zu drucken.
Der Follower
Follower sind Commander, die sehr generisch in ihren Fähigkeiten sind. Man kann sie auf sehr unterschiedliche Arten bauen, da diese Art Commander in jedem Fall generischen Value generiert. Von meinen Decks fallen auf jeden Fall mein Kwain, mein Galazeth und mein Nadaar Deck in diese Kategorie. Sie alle sind Commander, die zwar in meinen Decks eine wichtige Rolle spielen, aber auch auf sehr unterschiedliche Arten gebaut werden können. Vor allem Galazeth ist ein Commander, den man auch komplett ohne andere Kreaturen im Deck spielen könnte. Doch ich habe mich für die Dragonstorm Richtung entschieden.
Auch wenn es erstmal nicht intuitiv klingt, müssen Follower nicht weniger stark sein als Leader. In cEDH werden viele Decks mit den ersten Partner Commandern gespielt, die allesamt Follower sind. Sie haben alle sehr generisch gute Fähigkeiten und sind deshalb gut für die meisten Strategien. Außerdem kommt man so auf die Farben, die man gerne spielen möchte.
Weird little Freaks
Die “Weird little Freaks” sind eine Kategorie, die eigentlich auch gut “Rest” heißen könnten. Sie sind vor allem da, weil sie legendär sind und geben dem Deck zwar Flavor, aber keine Power. Ich habe kein einziges dieser Decks, aber in diese Kategorie fallen viele Commander aus Legends. The Lady of the Mountain, Tobias Andrion, Torsten Von Ursus und wie sie alle heißen.
Sie sind alle Vanilla Creatures und haben bei der riesigen Auswahl an Commandern eigentlich nichts mehr an der Spitze eines Decks verloren. Aber das großartige an Commander ist, dass es nicht darum geht, ausschließlich das stärkste Deck zu bauen. Denn ansonsten würden wir alle cEDH spielen. Nostalgie ist eben so ein valider Grund einen Commander zu benutzen wie ein hohes Power Level. Darum gibt es die Kategorie der “Weird litte Freaks” und ich bin sehr froh, dass es sie gibt. Ich habe allerdings kein Deck, was ich dazu zähle.
Ein Blick durch meine Decks
Wenn ich mir die Commander Decks anschaue, die ich vor allem spiele, dann fällt mir sofort ein ziemliches Ungleichgewicht ins Auge. Die Decks, die ich aktuell am meisten spiele, sind:
- Yeva, Nature’s Herald Follower
- Kwain, Itinerant Meddler Follower
- Wilson, Refined Grizzly/ Inspiring Leader Follower
- Tatyova, Steward of Tides Leader
- Minn, Wily Illusionist Leader
- Teshar, Ancestor’s Apostle Leader
- Ramirez DePietro, Pillager Leader
- Ayesha Tanaka, Armorer Leader
- Myrel, Shield of Argive Leader
Schaut man sich die anderen Decks in meiner Sammlung an (nein, du hast zu viele Decks), dann verschiebt sich das Verhältnis sogar noch weiter in Richtung Leader. Und das hat auch einen guten Grund. Ich bin zwar immer auf der Suche nach coolen Commandern, aber mir fällt es sehr viel leichter ein Deck zu bauen, wenn ich einige Restriktionen habe. Wenn es keine Grenzen gibt, dann gibt es weniger Grund, nicht die “besten” Karten zu spielen. Diese Decks sind dann sehr Staple lastig und werden schnell zu so genannten “Good Stuff” Decks. Der Hipster in mir kann damit nicht so gut leben, weshalb ich mich häufiger für Commander interessiere, die eher Nischen bedienen. Doch manchmal stößt man dann auf andere Hindernisse.
Mein Leader Problem
Mein Sachi Deck gibt es mittlerweile nur noch in theoretischer Form. Ich habe es eine Zeit lang gespielt und meinen Spaß gehabt, doch auf Dauer war das Spielerlebnis sehr ähnlich. Es ging darum, Sachi so schnell wie möglich auf das Board zu bringen und mit all meinen Schamanen sehr viel Mana zu produzieren. Dann habe ich mehr Schamanen gespielt, mehr Karten gezogen und am Ende meine Gegner*innen mit einer Infinite Combo überrannt. Oder, meine Sachi wurde removed und ich hab gar nichts gemacht.
Decks, die davon leben, dass der Leader auf dem Board ist, sind meist ziemlich abhängig von dieser einen Kreatur. Und je spezieller der Raum ist, in dem man sich bewegen kann, desto einfacher ist es für die Gegner*innen auch zu sehen. Denn Schamanen ohne Sachi sind einfach kein besonders starker Tribe und sie haben auch sehr wenig Synergie miteinander. Sachi trägt das Deck auf ihren Schultern und wenn sie nicht auf dem Board liegt, dann war es das auch ziemlich schnell.
Dieses Problem haben viele Leader Decks. Das Deck ist sehr abhängig vom Commander und wenn diese Karte aus irgendeinem Grund nicht mehr im Spiel ist, dann fällt das ganze Kartenhaus zusammen. Doch das ist jetzt kein Grund, keine Leader mehr zu spielen. Wie bereits gesagt, mehr als 70 % meiner Decks haben einen Leader an der Spitze. Es geht vielmehr darum, sich dieses Fakts bewusst zu werden und die Wichtigkeit seines Commanders mitzudenken. Denn dann kann man sich auch auf den Hate vorbereiten, den ein Tisch gegebenenfalls bereit hält.
Mein Follower Problem
Eigentlich müssten Follower mir sehr viel mehr zusagen, als sie es tun, weil man so unterschiedliche Decks um sie bauen kann. Doch wie weiter oben bereits erwähnt, haben Follower Decks meist das Problem, dass die Strategie des einzelnen Decks von den ganzen Möglichkeiten, die man ansonsten hat, verwaschen wird. Golos, Tireless Pilgrim war das beste Beispiel für einen Follower und die Probleme, die so ein Commander mit sich bringt. Fünf Farben Identität, keine Farbe um ihn zu spielen und keine bessere Mana Sink als die aktivierte Fähigkeit. Golos hat alles gemacht und war für egal welches Deck einer der besten Commander. Selbst wenn man nur ein mono farbenes Deck bauen wollte, gab es fast keinen Grund, nicht trotzdem Golos als Commander zu nutzen.
Die Follower Decks, die ich gebaut habe, sind meistens ein bisschen spezieller. Yeva habe ich gebaut, weil ich kein Mono Grünes Deck hatte. Das Deck besteht zu 95 % aus Permanents, wobei alle Permanents Kreaturen und Länder sind. Yeva ist kein super wichtiger Teil des Decks, doch gibt sie mir die Möglichkeit, mein Timing richtig zu setzen.
Kwain ist ein Follower, der sehr auf die Group Hug Richtung ausgelegt ist. Er hat mich immer fasziniert, aber ich habe einige Anläufe gebraucht, bis ich mit dem Deck zufrieden war. Mittlerweile ist mein Kwain Deck eins meiner absoluten Lieblings Decks. Es ist Controll, aber auf die netteste Art, wie man Controll spielen kann. Und es sorgt für gute Spiele, weil durch den vielen Card Draw alle Spieler*innen ein rundes Spiel haben.
Kommen wir zu meinem Wilson Deck. Ich habe Wilson gesehen und mir gedacht, dass man da ein cooles Deck drum bauen kann. Aber ich hatte keine gute Idee dafür, bis mir die Karten Ayula’s Influence in die Finger fiel. Dann war mir klar, dass ich ein Bären-Token Deck mit Ayula’s Influence als versteckten Commander bauen wollte. Um die Verzauberung suchen zu können, brauche ich allerdings Weiß, weshalb die Wahl des Backgrounds auf Inspiring Leader gefallen ist. Und so steht Wilson an der Spitze einer Bären-Armee, wenn alles gut geht.
Bis auf Kwain sind die Follower auch bei mir nicht super wichtig für meine Decks, aber sie geben zusätzliche Synergie. Doch die Idee für die Decks kommt trotzdem vom Commander und ist von ihm inspiriert. Wenn Yeva nicht auf dem Feld liegt, geht mir sehr viel Dynamik verloren. Denn durch Reclamation Sage u.ä. kann ich das Deck auch fast wie ein Controll Deck spielen, wenn ich Flash habe. Ohne Wilson und den Inspiring Leader sind meine Bären nur 2/2 Kreaturen, und damit deutlich schwächer. Doch die Decks funktionieren ohne ihren Commander, was ab und zu auch eine schöne Abwechslung ist.
Warum das ganze?
Leser*innen stellen sich vielleicht die Frage, warum es relevant ist, dass ich weiß, welche Commander Leader und welche Follower sind. Das ist eine gute Frage und die Antwort ist: Relevant ist es nicht, aber hoffentlich interessant. Ich habe das Gefühl, dass ich mich als Deck-Bauer besser kennengelernt habe, als ich mir klar gemacht habe, dass ich vor allem ein Leader Typ bin. Dass ich die Grenzen brauche, um mich zu entfalten. Und wenn ich nun einen Commander sehe, der mir beim Deckbau Probleme bereitet, habe ich einen weiteren Winkel, aus dem ich diese Probleme betrachten kann.
Außerdem ist es interessant zu sehen, wie sich die eigenen Vorlieben verändern. Meine Follower Decks sind alle recht neu, je weiter ich zurück gehe, desto eher stößt man auf Leader Decks bei mir. Vielleicht ist das ja ein Trend, der anhält. In jedem Fall hat es mir Spaß gemacht, sich auf diese Art mit meinen Commander auseinanderzusetzen und ich kann es nur jeder Person empfehlen.
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