In letzter Zeit kommt mir das Leben immer wieder zwischen mich und mein Hobby. An manchen Tagen hab ich das Gefühl, dass ich mehr über Commander rede oder schreibe als wirklich zu spielen. Das ist einerseits verständlich, weil das Reden oder Schreiben immer etwas weniger Zeit am Stück un Anspruch nimmt. Doch ich fühle mich dann immer etwas distanziert und es fällt mir ehrlich gesagt auch schwerer gute Themen zu finden. Doch letzte Woche bin ich wieder ein wenig zu zocken gekommen und darum habe ich auch ein brandaktuelles Thema mitgebracht. Denn heute geht es um Spite Plays.

Was ist ein Spite Play?

Da Commander ein soziales und nicht kompetitives Format ist, ist es auch das Format, wo viele Entscheidungen aus dem Bauch heraus gefällt werden. Dieser Punkt frustriert einige Menschen, die vor allem über andere Formate Magic als Spiel kennen gelernt haben. Denn wenn ich 1 vs 1 spiele, muss ich nicht überlegen, wen ich angreife. Oder wer meinen Removal abbekommt. Beide Partein sind sich einig, dass es darum geht zu gewinnen. Da gibt es viele Wege, die nach Rom führen. Doch jede Entscheidung, die getroffen wird, hat zum Ziel meine Chancen zu gewinnen zu erhöhen.
Das ist in Commander etwas anders. Hier geht es zwar auch final darum, dass es eine*n Gewinner*in gibt, doch es geht auch viel um die Geschichte, die ein Spiel erzählt. Es geht um große Momente und um Emotionen und wo viele Emotionen im Spiel sind, werden manchmal keine rationalen Entscheidungen getroffen. Wobei rational hier meint, dass die Entscheidungen nicht zwangsläufig dazu führen, dass eine Person dem Sieg näher gekommen ist. Spite Plays gehören definitiv in diese Kategorie.
Ein Spite Play ist zum Beispiel, dass ich einen Removal Spell benutze, auch wenn das Ziel nicht das objektiv beste Ziel auf dem Tisch ist. Allerdings gehört es der Spieler*in, die mich das ganze Spiel über genervt hat. Die emotionale Begründung ist hier valide, bringt mich allerdings nicht unbedingt einem Sieg näher. Ein weiteres Beispiel ist, dass ich keine Chance mehr auf einen Sieg habe, aber versuche, der Person, die mich in diese Lage gebracht hat, zu schaden wo ich kann. Das war auch die Situation, die ich in einem Spiel erlebt habe.

Story Time


Das Spiel, auf das ich mich beziehe, war ziemlich wild. Wir saßen nur noch zu dritt am Tisch und ich habe nur noch drei Lebenspunkte gehabt. Meine Gegnerin hatte einen Irencrag Pyromancer und eine ganze Menge Blood Token auf dem Board und noch zwei Mana offen. Ich habe sie im Zug davor mit meinen 13 Zombies, die ich von Army of the Damned hatte angegriffen. Als dieser dritte Spieler dran war, hatte er sowohl für sie, als auch für mich tödlichen Schaden auf dem Board. Und da alle Spiele enden müssen, hat er uns beide angegriffen.
Ich konnte mich allerdings gegen den Angriff wehren, in dem ich meinen March of Swirling Mist gespielt habe. So konnte ich sechs seiner Angreifer destabilisieren und überleben. Doch da als Reaktion darauf hat die Spielerin mit dem Pyromancer zwei Blood Token geopfert um mir drei Schadenspunkte zuzufügen und mich aus dem Spiel zu nehmen. Das hat am Tisch eine kleine Diskussion losgetreten, weil der Spieler, der uns beide angegriffen hat, die Aktion als unfair empfunden hat. Das sei ein „unnötiges“ Spite Play und er würde das nicht gut heißen. Doch die Spielerin mit dem Pyromancer hat die Meinung vertreten, dass ich der Grund war, warum sie verliert und das will sie mir in gleicher Münze heim zahlen.

Ich hab mich wenig eingemischt, denn ich hatte noch einen Defabricate auf der Hand und konnte so die drei Schadenspunkte verhindern. Doch ich fand die Situation ziemlich spannend und hab mir noch lange danach Gedanken darüber gemacht. Es war ein Spite Play, daran gab es nichts zu rütteln. Die Spielerin hat ihre eigenen Chancen zu gewinnen nicht erhöht, in dem sie mich aus dem Spiel genommen hat. Doch war sie damit im Unrecht, so wie es der angreifende Spieler empfunden hat? Und wäre ich enttäuschter gewesen, wenn ich nicht zufällig den richtigen Counterspell auf der Hand gehabt hätte?

Ein guter Grund

Ich bin nach einiger Überlegung dazu gekommen, dass ich an Stelle der Spielerin mit dem Pyromancer nicht versucht hätte, noch eine Spieler*in mit in den Tod zu reißen. Wenn ich nicht mehr gewinnen kann, dann versuche ich nicht mehr alles mir mögliche, um den aktiven Spieler*innen noch zu schaden. Natürlich blocke ich so, dass die Angreifer*in möglichst viele Kreaturen verliert, denn es soll schon weh tun, wenn ich angegriffen werde. Doch ich spiele in der Regel keine Removal Spells mehr, oder irgendwas in die Richtung. Zumindest, wenn ich dadurch nicht verhindern kann, dass ich das Spiel verliere.
Doch das ist, wie ich mit der Situation umgegangen wäre. Ich kann allerdings ziemlich gut nachvollziehen, dass sie so reagiert hat, wie sie es hat. Denn ich hab ihr in meinem Zug 20 Schadenspunkte mit meinen Zombies gemacht. Aus ihrer Sicht hab war ich Tod auf dem Board durch ihren Pyromancer und war selbst derjenige, der hier ein Spite Play begangen hat. Ohne meinen Angriff hätte sie nämlich sehr gute Chancen, noch mindestens einen weiteren Zug zu bekommen. So war es aus ihrer Sicht nur gerecht, dass ich nicht ungeschoren davon komme.
Das sind zumindest meine Annahmen, wir haben uns darüber nicht weiter unterhalten. Aber diese Argumentation klingt in meinen Ohren sehr schlüssig und das kann ich akzeptieren. Wir haben ein Spiel ohne Einsatz gespielt und darum wäre es für mich egal gewesen, wenn ich an der Stelle auch verloren hätte. Ich hab eh vor geborgter Zeit gelebt und nur noch eine Line gehabt, die mir überhaupt noch eine Chance auf den Sieg gegeben hat. Und darum hab ich danach gespielt. Am Ende hab ich das  Spiel trotzdem nicht gewonnen, es hat also auch nicht besonders viel geändert.
Und man darf nicht vergessen, dass die Spielerin einen guten Grund hatte, mich raus zu nehmen. In Commander geht es eben nicht nur ums gewinnen. Nur weil ich einen Grund nicht unbedingt nachvollziehen kann, ist der Grund dadurch nicht weniger gut. Außerdem darf man nicht vergessen, dass Spite Plays für gute Momente sorgen können. Das eine Play hat mich so beschäftigt, dass ich darüber einen Beitrag auf meinem Blog geschrieben habe. Was ich damit sagen will ist, dass man sich nicht zu sehr aufregen sollte. Wenn man das Gefühl hat, dass eine Gegner*in ein Spite Play begeht, dann hat das einen Grund. Und meist ist der Grund etwas, dass man selbst vorher im Spiel getan hat 🙂

Kommentare

  • Volrath oder Gerrard 11: King Making aus Versehen : edh.l.ove
    Antworten

    […] Spite Plays […]

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