Commander is for fun. Heute geht es mal wieder um meinen liebsten Satz im ganzen Format Philosophy Document, der ganz am Anfang steht. Das RC hatte ganz offensichtlich den Eindruck, dass es wichtig ist, dass allen Leser*innen gleich am Anfang mit zu teilen. Es ist explizit als Gegenentwurf zu professionellem und Turnier-Magic entstanden. Was die meisten Menschen daraus machen ist: Commander is Casual.
Doch das bringt einige, ziemlich große Probleme mit sich. Denn wo cEDH genau weiß, was Teil des Formats ist und was nicht, ist Casual irgendwie alles. Sowohl cEDH Staples als auch alle anderen Karten. Casual hat eine ziemlich große Identitätskrise, und darum soll es heute gehen.

Casual vs Competitiv

Commander als Casual zu bezeichnen ist in keinem Fall falsch. Allerdings ist das Problem, dass viele Leute nicht genau wissen, was damit gemeint ist. In meiner einen Playgroup wird sehr Casual gespielt. Die Menschen da beschäftigen sich gerne, aber nicht super intensiv mit Magic. Wir treffen uns, wenn es hoch kommt, einmal im Monat und zocken ein paar Spiele. 

Das bedeutet allerdings nicht, dass die Decks, die da gespielt werden, schwache Decks sind. In fast allen Decks findet man einen Sol Ring und in manchen auch noch eine Mana Crypt und auch die Länder da sind sehr stark. Die Decks sind nicht super synergetisch, aber haben ein recht hohes, rohes Power Level. Trotzdem würde ich sagen, dass diese Gruppe Casual ist.

In meiner anderen Gruppe beschäftigen sich die Menschen wesentlich mehr mit Magic und Commander allgemein. In dieser Playgroup haben wir auch schon so ziemlich jedes Power Level durch gehabt, uns aber darauf geeinigt, kein Fast Mana mehr zu spielen. Die Spiele sind dadurch auf jeden Fall wesentlich interessanter geworden, doch das Power Level ist noch immer ziemlich hoch. Die Decks haben sehr viel mehr Synergien und da diese Gruppe sehr proxy-freundlich ist, sieht man auch wirklich alle Karten, die Commander zu bieten hat. Auch diese Gruppe ist im Kern Casual.

Und dann haben wir noch unsere Freunde, die cEDH Spieler*innen. Die spielen mit den besten Karten in den besten Decks. Optimierung wird hier groß geschrieben und man muss selbst im ersten Zug damit rechnen, dass mit dem eigenen Board interagiert wird. Da steckt Kompetitiv sogar im Namen. Doch für die meisten cEDH Spieler*innen ist das Format auch sehr Casual. Es geht zwar ums Gewinnen, aber es geht auch darum, mit gleichgesinnten Personen eine gute Zeit zu haben. Es ist kein komplett neues Format, es geht einfach darum, dass man schaut, was in Commander möglich ist, wenn die Regeln die einzigen Beschränkungen sind, an die man sich hält.
All das ist Casual. Sogar cEDH fällt in diese Kategorie, außer, es wird direkt auf einem Turnier gespielt. Denn wenn man es genau nimmt, ist das die einzige Definition, die für alle Bereiche von Casual gilt. Casual Commander ist alles, was neben einem Turnierschauplatz stattfindet. Und hier liegt eines der Hauptprobleme, dass immer wieder für Missverständnisse in der Pregame Diskussion und Power Level Ungleichheiten verantwortlich ist.

Was ist Casual?

Wie wir schon festgestellt haben, ist Casual alles, was nicht in einem Turnier gespielt wird. Ok, das ist ein Anfang, aber auch nicht richtig hilfreich. Allerdings kommen wir auch nicht wirklich weiter, wenn man sagt: Casual ist alles, was nicht cEDH ist. Denn das stimmt leider auch nicht. Viele der Karten, die Staples in cEDH sind, werden auch in Casual Decks gespielt. Pact of Negation, Mana Crypt, Sol Ring und auch Mox Diamond sind alles Karten, die in jedem cEDH Deck, dass sie spielen kann, zu finden sind. Doch Sol Ring ist gleichzeitig das Aushängeschild von Commander. Die anderen Staples sieht man weniger häufig, aber das liegt daran, dass sie meist ziemlich teuer sind.
Doch ich habe auch schon Jank Decks gesehen, die eine Mana Crypt spielen, weil es “ansonsten nicht funktioniert”. Commander Spieler*innen mögen es, mit sehr starken Karten aus ihrer Sammlung zu spielen. Und da ist es egal, ob diese Karten cEDH Staple sind oder nicht. Viele der Staples des Formats kommen ursprünglich aus Precons. Dockside Extortionist,  die Free-Spells aus Ikoria, die OG-Partner-Commander, all diese Karten sind unglaublich stark und kommen aus dem Produkt, dass für Anfänger*innen gedacht war. WotC wollte also, dass auch neue Spieler*innen Zugang zu diesen Staples hat. Darum ist es sehr schwer, die genaue Definition zwischen Casual und cEDH zu ziehen, selbst wenn man sich nur die Karten anschaut.
Play to Win haben in ihrem Podcast von dieser Woche über ihre Casual Decks gesprochen und über die ihre Definition von Casual Commander. Das fand ich sehr spannend, denn das sind beides Menschen, die vor allem cEDH spielen. Ich konsumiere zwar viel Content, habe aber noch nie cEDH gespielt. Daher ist es für mich sehr spannend gewesen, die Perspektive der beiden zu hören. Im Prinzip lässt sich zusammenfassen, dass die beiden in ihren Casual Decks keine Karten spielen, die sie in cEDH spielen. Das leuchtet ein für mich. Denn wenn man cEDH Staples spielen will, dann kann man auch cEDH spielen. 

Das ist ein sehr guter Gedanke und deckt sich im Wesentlichen mit meiner Philosophie. Ich hab meinen Sol Ring mit allen anderen Mana Rocks aus meinen Decks verbannt und die Slots mit Ländern aufgefüllt. Das klingt erstmal langweilig, weil meine Decks dadurch einiges an Explosivität eingebüßt haben. Allerdings sind sie dadurch wesentlich konstanter geworden und das gefällt mir sehr gut. Und ich habe auch nicht bemerkt, dass ich dadurch weniger gewinne als vorher. Doch das ist ein anderes Thema.

Mindset

Natürlich ist es immer wesentlich einfacher, wenn man seine eigenen Gewohnheiten ändert, als wenn man das bei anderen Menschen versucht. Darum rate ich Menschen zwar immer, diesen Ansatz mal auszuprobieren, versuche sie aber nicht zu missionieren. Es sind absolut subjektive Erfahrungen und auch nur eine Vorlage, die für jedes Deck entsprechend angepasst werden muss. Ich habe von ein paar Menschen, die das ausprobiert haben, gutes Feedback bekommen, aber auch das sind Anekdoten und keine Wissenschaft.

Warum ist die Überschrift für diesen Teil des Textes also Mindset? Weil ich euch hier ein paar tolle NFT’s verkaufen möchte. Nein, Spaß beiseite. Es gibt noch einen Punkt, der die ganze Diskussion ein wenig komplizierter macht. Und das ist, wenn Menschen mit einem Casual Mindset Commander spielen. Denn dann sind sie ebenfalls Casuals, doch dieses Mindset muss sich nicht zwangsläufig auf den Deckbau auswirken. 

Manche Menschen haben gerne eine Silver Bullet im Deck, falls irgendjemand im Gespräch vor dem Spiel nicht ehrlich gewesen ist. Das kann in einem Yuriko, the Tiger’s Shadow  ein Scroll Rack sein oder in Prossh, Skyraider of Kher eine Food Chain. Diese Karten sind Combo-Pieces, die das Deck sehr viel stärker machen, wenn sie auf dem Feld liegen. So stark, dass man sie in einem Casual Spiel eigentlich nicht erwarten würde. Doch wenn man diese Menschen darauf anspricht, ist die Antwort: Die spiele ich nicht aus, wenn ich an einem Casual Tisch sitze.
Diese Art zu denken ist für mich bizarr und absolut nicht nachvollziehbar. Man packt doch keine Karten in sein Deck, die man an bestimmten Tischen nicht spielen will. Wenn eine Karte an einem Tisch nichts zu suchen hat, dann nehme ich sie vor dem Spiel aus dem Deck. Oder ich suche mir einen anderen Tisch. Doch diese Rächer der Casuals, die diese Karten vor allem für Pupp-Stomper im Deck haben, sehen das wahrscheinlich anders. Manchmal muss man einfach super starke Karten im Decken haben, damit man sich wehren kann. Oder was auch immer.
All das ist Casual und all das macht es so schwierig für Menschen, die sich nicht kennen, von derselben Sache zu sprechen, wenn sie Casual sagen. Und das ist auch der Grund dafür, dass ich den Begriff Casual so schwierig finde. Doch jetzt habe ich sehr viel um den heißen Brei herum geredet, was ist denn nun die Lösung?

Die Lösung

Wie so häufig, hab ich leider nichts anzubieten. Es hilft allerdings, wenn man sich klar macht, dass Casual all diese Facetten hat, wenn man sich an einen Tisch mit Menschen setzt, die man nicht kennt. Je präziser man selbst weiß, was man eigentlich möchte, desto einfacher lässt sich ein Pod finden, der dieselben Erfahrungen sucht. Einfach zu sagen, dass man ein Casual Spiel spielen möchte ist genauso wenig hilfreich wie zu sagen, dass man Spaß haben will.
Was uns weiterhin fehlt und was eine gute Aufgabe für ein RC wäre ist eine einheitliche Sprache, die Commander Spieler*innen an die Hand gegeben wird. Power Level sind eine solche Sprache, aber sie sind eben auch nur dann hilfreich, wenn man weiß, was die einzelnen Power Level bedeuten. Ich benutze die 1-10 Skala und war ziemlich verwirrt, als jemand letzt sein Deck mit der Punkte-Skala der MTG Battlebox beschrieben hat. Am Ende hat es funktioniert, aber erst, als wir gegenseitig übersetzt haben, was wir eigentlich meinen.
Commander Sphere hat eine großartige Unterscheidung zwischen Sizzle & Steak gemacht, die ich persönlich sehr gut finde. Allerdings hat man damit noch einen neuen Ansatz, den wieder nur sehr wenige Menschen kennen und das macht das ganze nicht einfacher, sondern komplizierter. Es fehlt weiterhin eine einheitliche Sprache. Das wäre die Lösung. Doch wie diese Sprache aussieht oder aussehen kann, ist die große Frage, mit der sich die Community weiter beschäftigen sollte. Das ist ner nächste große Schritt für Commander, auch wenn ich nicht sicher bin, dass er jemals gemacht werden kann. Doch ein Junge darf träumen.

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