Commander ist ein Spiel und ein Hobby. Das ist bei den meisten von uns so, auch wenn meine Leser*innen sehr wahrscheinlich viel tiefer im Spiel drin stecken als ein Großteil der gesamten Spieler*innenschaft. Das bedingt sich alleine darin, dass sie sich die Zeit nehmen, Texte auf einem Nerd Blog über Commander zu lesen (an dieser Stelle nochmal vielen Dank dafür 🙂 ). Doch wir alle kommen irgendwann an eine Grenze, was dieses Hobby angeht. Bei einigen kommt sie früher als bei anderen, doch irgendwann steht jeder von uns vor dieser Wand. Alles wird größer, schneller, besser und mehr. Heute soll es um diese Grenze gehen und darum, wann ich sie erreicht habe.
Produkt Flut
WotC druckt sehr viele Produkte. Das ist hinlänglich bekannt und auch gut von allen “Content Creatoren” dokumentiert. Gefühlt gibt es alle zwei Wochen ein neues Set und alle Sets sind im Moment für Commander Spieler*innen gemacht. Vor ein paar Jahren hat WotC erkannt, dass Commander die neue Cash Cow ist und die wird jetzt gemolken bis zum geht nicht mehr. Das neue Double Masters 2022 hätte auch Commander Masters heißen können. Es gab unglaublich viele wichtige Reprints für Commander, auch wenn das Set an sich einen unglaublich hohen Preis hat. Es sind alleine 52 legendäre Kreaturen in diesem Set gedruckt worden, von denen viele ihren ersten Reprint gesehen haben.
2022 sind bis jetzt über 150 neue Legenden erschienen und dabei haben wir erst zwei von vier Standard Sets. Es kommen noch Dominaria United und The Brothers War, bei denen man davon ausgehen kann, dass Legenden eine große Rolle spielen werden. Das Set Dominaria hatte alleine 44 neue Legenden und es ist zu erwarten, dass diese Zahl in Dominaria United nicht kleiner wird. Dominaria ist die Welt, auf der sich viel von Magics Geschichte abgespielt hat und die viele Magic Spieler*innen gut kennen. Ich kann mir vorstellen, dass man hier probiert dieselben Emotionen zu wecken, die Commander Legends bei vielen Spieler*innen hervorgerufen hat.
Die vielen Precons helfen natürlich auch nicht. Jedes Set hat seine eigenen Precons und alle diese Precons haben eigene Commander. Bei vielen Commandern aus New Capenna habe ich zum Beispiel keine Ahnung, was sie machen. Und ich würde vermuten, dass ich zu den oberen 5 % der Menschen gehöre, die sich mit Magic auseinandersetzen. Wenn ich da den Überblick verliere, wie soll es der Gelegenheitsspieler*in gehen, die nur ab und zu die Spoiler anschaut und keinen Content konsumiert?
Commanders Rotation
Eigentlich soll Commander ein Eternal Format sein. Das bedeutet, dass man alle Karten aus der Geschichte von Magic spielen können soll, wenn man von einigen Ausnahmen absieht. Doch ist es so, dass man in den meisten Commander Decks keine alten Karten mehr sieht. Das hat einfach damit zu tun, dass viele alte Karten nicht mehr stark genug sind um in unserem Format mitzuhalten. Man muss sich nur die Kreaturen von früher anschauen um zu merken, wie stark das Power Level gestiegen ist.
Die letzten Vanilla Creatures wurden im letzten Jahr gedruckt und es sind sage und schreibe 3 an der Zahl: Grizzled Outrider, Ageless Guardian und Spined Karok. Alle anderen Kreaturen haben etwas in ihrer Textbox stehen, was kein Flavor Text ist. Zum Vergleich: Vor 10 Jahren war die Zahl fünfmal so hoch. Im Jahr 2022 hat es noch keine neue Vanilla Creature gegeben und ich rechne auch ehrlich gesagt nicht damit. Denn wer soll die spielen?
Durch die vielen Karten, die in den Hauptsets und in den Precons gedruckt werden, werden alte Karten einfach aus den Decks gespült. Es sei den, sie sind so busted und broken, dass WotC keine bessere Version drucken kann. Rhystic Study oder Necropotence sind gute Beispiele dafür. Die Karten in dieser Kategorie kann man an zwei Händen abzählen. Und doch sind es diese Karten auf die Leute zeigen und sagen: Schau, Commander ist für alle Karten da.
Doch in der Realität sieht es so aus, dass viele Karten in Commander nicht mehr “spielbar” sind, jedenfalls, wenn man sich an einen random Tisch setzt. Man kann sie natürlich spielen und ich würde sogar sagen, man sollte, aber wenn man gewinnen will, macht man sich das Leben sehr viel schwerer. Dadurch ist eine Art Rotation in Commander gekommen, in der neue Karten alleine durch ihr Power Level die alten verdrängen. Wotc gibt sich im Moment zwar große Mühe 3 MV Mana Rocks wieder attraktiv zu machen, doch das gelingt nur mit mäßigem Erfolg. Und das steht sinnbildlich für den Power Creep, denn Commander die letzten Jahre erfahren hat.
Kosten für Commander
Ich bin 2018 zu Magic zurückgekommen. Ich hatte noch ein paar meiner alten Karten, aber ratet mal, wie viele ich davon noch in Commander spiele? Meist sind es alte Versionen von Karten, die heute noch gespielt werden, wie Brainstorm oder Rampant Growth. Doch der Rest ist leider wenig zu gebrauchen gewesen. Dadurch war und bin ich gezwungen für neue Decks Geld auszugeben. Ich versuche keine Booster zu kaufen, aber das meist mit mäßigem Erfolg. Den Großteil meiner Karten kaufe ich allerdings einzeln für die Decks, die ich spielen möchte. Doch auch so gebe ich jeden Monat einen nicht unerheblichen Betrag für Magic Karten aus.
Würde ich, wie ich es am Anfang gemacht habe, alle Precons kaufen, wäre dieser Betrag noch höher. Doch ich bin recht bald an den Punkt gekommen, dass ich nur noch die Decks kaufe, dich mich auch interessieren. Und damit bin ich nicht alleine. Einer meiner besten Freunde hat es komplett aufgegeben Karten zu kaufen und spielt ausschließlich mit Proxies. Er hat nicht super viel Geld um das in Magic zu investieren und sieht es auch nicht ein, wenn Proxies genau den selben Zweck erfüllen. Die Proxy Debatte ist noch mal eine ganz eigene, doch ich habe das Gefühl, dass immer mehr Menschen keine Wahl haben als die Karten, die sie spielen wollen zu drucken statt zu kaufen.
Dieses Jahr hat WotC angekündigt, dass sie die Preise für ihre Produkte erhöhen wollen. Das kommt nicht überraschend, ist aber trotzdem eine weitere Belastung für die Spieler*innen. Dazu kommen immer neue Master Sets und Secret Lairs, die immer höhere Preise aufrufen. Und hier ist für mich die Grenze erreicht. Die Double Masters 2022 Collector Booster Box kostet im Moment fast 300 €, für sage und schreibe 4 Collector Booster. Das bedeutet fast 75 € für 15 Karten. Das ist unglaublich viel Geld für Glücksspiel.
Alles hat seine Grenze
Magic ist ein Hobby. Das darf man bei all dem nicht vergessen. Es ist ein wunderbares Hobby und meiner Meinung nach eines der besten Spiele, die je entwickelt wurden. Aber in den drei Punkten, die ich hier aufgezählt habe, gibt es eine Grenze. Ich habe sie noch nicht erreicht, doch ich kann sie mittlerweile sehen.
Ich habe die ganz bewusste Entscheidung getroffen, dass ich Double Masters 2022 als Set ausfallen lasse und schaue, welche Karten ich gebrauchen kann. Mehr bin ich nicht bereit zu investieren. Und ich bin mir sicher, dass das nicht das letzte Set oder Produkt gewesen ist, bei dem ich eine Grenze ziehen werde.
Auch habe ich den Gedanken aufgegeben, dass ich alle Commander kenne und weiß, was sich dahinter verbirgt. Ich kann nicht alle Decks bauen, die ich interessant finde. Ich baue in der Regel ein Deck aus jedem Set, wie zum Beispiel mein Junji Deck aus Kamigawa Neon Dynasty. Doch dabei belasse ich es dann auch. Die Grenze hier ist meine Zeit, die ich in dieses Hobby investieren kann und will.
Auch habe ich beim Deckbau eine Grenze gezogen. Ich will keine High Power Decks mehr bauen. Mir gefällt das Power Level zwischen fünf und sechs, bei dem nicht jeder Zug ab Zug vier der letzte sein kann. Mir gefallen die Janky Decks, gegen die man in diesem Power Level spielt und mir gefallen die alten Karten, die man hier wesentlich häufiger sieht als in höheren Power Leveln. Eine Grenze muss also nichts schlechtes sein, wenn man weiß, wo die eigene liegt. Und ich denke, dass es gut ist, wenn man sich selbst häufiger klar macht, was man bereit ist mit zu machen und was nicht. Im echten Leben und auch in Magic the Gathering.
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