Ich habe mich vor ein paar Tagen wieder mit meiner Play Group getroffen und wir haben ein paar sehr schöne Runden Commander gespielt. Zu solchen Gelegenheiten probiere ich in der Regel ein paar neue Decks aus, die sich noch in der Testphase befinden. Dieses Mal war darunter mein neues Jon Irenicus, Shattered One Deck, eins der wenigen Dimir Decks, die ich bis jetzt gebaut habe. Das Deck ist mit dem Twist gebaut, dass ich da 25 mal die Relentless Rats drin habe, die sich gegenseitig immer stärker machen. Und dabei ist egal, auf welcher Seite des Felds sie dabei liegen.
Das Deck funktioniert in Ordnung, es ist definitiv kein besonders starkes Deck, aber das ist in der Regel nicht so dramatisch für mich. Was ich allerdings nicht besonders gern mag ist, dass der gesamte Effekt von Jon in meinem Zug passiert und das Deck nicht besonders interaktiv ist. Das ist zum Teil so designt, denn ich wollte sehr bewusst kein Dimir Controll Deck bauen. Aber ich mag Interaktion und die findet normalerweise Instant Speed statt. Und darum soll es heute gehen.
Zu langsam
Wenn man mit Magic startet, spielen sich noch viele Aktionen im eigenen Zug ab. Magic ist ein kompliziertes Spiel und es gibt so viele Karten, dass man sie unmöglich alle kennen kann. Darum ist es ganz natürlich, dass man sich vor allem auf seinen eigenen Zug konzentriert und versucht, seine Aktionen in den beiden Hauptphasen unterzubringen.
Man spielt sein Land, man beschwört seine Kreatur und man greift an. Gutes, ehrliches Magic. Wenn es auf dem anderen Board ein Problem gibt, dann kümmert man sich im eigenen Zug darum. Denn man möchte sein Mana ja effizient einsetzen und nichts „verschwenden“, indem man es nicht tappt. Auf diese Weise kann man auch Spiele gewinnen, gerade wenn man Casual unterwegs ist.
Doch Magic ist so ein großartiges Spiel, weil man nicht nur in seinem Zug spielen muss. Instant Speed erlaubt es einem auf die Aktionen seiner Gegner*innen zu reagieren, auch wenn man nicht „dran“ ist. So hat man die Möglichkeit, sein Spiel auf das seiner Gegner*innen anzupassen und zum idealen Zeitpunkt seine Spells zu spielen.
In Response
Ich habe am Wochenende mit meiner Dame 1vs1 Magic gespielt und sie ist noch ziemlich neu dabei. Sie hatte ein weißes Aggro Deck und ich ein Dimir Madness Deck, das vor allem um die Karte Zombie Infestation gebaut ist. Die Idee ist, all seinen Madness Spells Instant Speed zu geben und so auf alles reagieren zu können, was meine Gegnerin so treibt. Die Matches waren erstaunlich knapp und beide Decks haben gut funktioniert.
Doch habe ich dabei gemerkt, dass Instant Speed sich für neue Spieler*innen immer ein wenig wie Schummeln anfühlt. Man reagiert zu einem Zeitpunkt, zu dem man in den meisten Spielen nicht reagieren kann und das kann sich für neue Spieler*innen falsch anfühlen. Gerade, wenn man noch damit beschäftigt ist, seine eigenen Karten zu lesen und sich eine Strategie zurechtzulegen. Da passt es einem gar nicht in den Kram, dass jemand noch etwas am Board verändert, wenn man selbst am Zug ist.
Auch in den sozialen Medien ist die Phrase “In Response…” ein Bestandteil von vielen Memes, die sich um Magic drehen. Instant Speed ist für viele Spieler*innen, vor allem in 60-Karten-Formaten, eher Fluch als Segen.
Timing ist alles
Doch wie bereits gesagt, ich liebe Instant Speed. Ich mag Interaktion, auch wenn ich selbst das Ziel bin. Dadurch wird Magic interessant und zu dem Spiel, was ich so liebe. Ich kann nachvollziehen, dass es Menschen gibt, die da nicht so drauf abfahren. Aber ich fühle mich immer super schlau, wenn ich im genau richtigen Moment mit dem Board interagieren kann, um eine Niederlage abzuwenden. Oder um meinen Sieg zu erstreiten. Oder gecountert zu werden und dann doch zu verlieren.
Das sind die Momente, in denen ich am meisten Freude an Magic habe. Das sind vor allem auch die Momente, an die ich mich erinnern kann, wenn wir uns das nächste Mal an einen Tisch setzen und spielen. Und am meisten Freude macht es mir, wenn alle an diesem Kampf auf dem Stack beteiligt sind.
Ein weiterer Grund, warum ich so gerne Instant Speed spiele, ist, dass man schnell unterschätzt wird. Die meisten Spieler*innen sehen nur, was auf dem Board liegt. Hat man viele Kreaturen, ist man gefährlich. Hat man zwar nicht so viele Kreaturen, aber ansonsten viele Permanents, ist man auch gefährlich. Denn alle können sehen, wo die Gefahr lauert und alle können sich darauf vorbereiten und ihre Antworten offen halten.
Spielt man hingegen mit Instant Speed, dann sieht man lange nicht so gefährlich aus. Man hat zwar Karten in der Hand, doch keine Permanents, die als direktes Problem wahrgenommen werden können. Bis man dann doch welche hat, doch dann ist es meist zu spät. Es sei denn, noch jemand am Tisch spielt Instant Speed.
Zeit für Beschleunigung
Bedeutet das nun, dass ich jedes meiner Decks mit einer Vedalken Orrery oder einer Leyline of Anticipation ausstatte? Nein, natürlich nicht. Gerade die Vedalken Orrery ist eine Karte, die sich immer wie eine Good Stuff Karte anfühlt und sehr selten in den Flavor von einem Deck passt. Und ich werde auch weiterhin mein Jon Deck spielen, denn ab und zu ist es auch schön, zwischen seinen Zügen etwas abschalten zu können und seine Aktionen in seinem Zug auszuführen.
Doch im Großen und Ganzen will ich mehr Spieler*innen dazu ermutigen, die Vorteile von Instant Speed zu nutzen. Sei es nur für Removal oder Combat Tricks. Vielleicht stellt man ja fest, dass man auch Freude daran hat, reaktiv zu spielen. Oder man merkt, dass das überhaupt nicht der Stil ist, mit dem man glücklich wird. Es geht um die Erfahrung und da ist kein Spiel so reich wie Magic. Besonders wenn man Commander spielt.
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