Hallo und willkommen zurück zu einer neuen Ausgabe von “Volrath oder Gerrard”. In dieser Artikelserie schaue ich mir Geschichten aus der Community an und entscheide, wer die Böse oder die Gute gewesen ist. Dafür braucht man natürlich Geschichten aus der Community und darum bin ich für jede Einsendung unglaublich dankbar. Wenn ihr auch eine Geschichte habt, schickt mir die gerne an volrathodergerrard@gmail.com oder nutzt einen der Wege im letzten Absatz. Die heutige Geschichte hat mich schon vor einiger Zeit über Discord erreicht und der gute Knopf schreibt, warum ein Free Spell nicht immer kostenlos sind: 

Lieber Ove, 

ich würde dir gerne von meinem Erlebnis im LGS erzählen. Ich bin heute mal hin um mich mit ein paar der Commander Spieler dort zu treffen, um mal eine Runde zu spielen. Früher Feierabend, gesagt, getan, commandert. Ich hab gemerkt, dass man es da nicht so genau nimmt mit dem Power Level und den Absprachen. Es wird vor allem gemacht. Wir hatten einen Anfänger mit nem K’rrik Deck und 3 seasoned Commander Spieler, von denen ich behaupte, sie wissen was sie tun. Ich habe dann etwas versucht ein Rule 0 Gespräch zu beginnen, weshalb ich auch grob wusste was in dem K’rrik so steckte und meinte, dass ich da ganz okay mit bin. Ich habe gesagt, dass ich gerne Henzie spielen würde und die beiden übrigen „alten Hasen“ des LGS meinten, sie packen sich schon was Passendes dazu (Brago (ja so ein Brago) und Meren).

Da hab ich dann nachgefragt, ob die so in etwa passen, wenn wir hier den Janky K’rrik haben. Außerdem hab ich erzählt, was mein Henzie so tut und auf meinen Finisher hingewiesen und gefragt, was bei den anderen beiden so abgeht, weil ich bis auf den Commander so gar nichts weiß. „Ich solle mich überraschen lassen“ hieß es dann. „Man wisse schon wie man spiele“ … „Wenn es zu heftig wird, spiele man bestimmte Karten / Combos nicht“. Mit diesen Antworten wurden meine Fragen, nach Free Spell, Fast Mana und Tutoren sowie Wincon etwas an die Wand gefahren und wir legten los. (Ich war schon minimal genervt zu dem Zeitpunkt)

Aber halt, was passiert da? Da wird ein Pact of Negation auf den K’rrik gezündet, weil „So einen Commander dürfe man ja nicht ins Spiel kommen lassen“. Als ich dran war und überlegt habe, wie ich da wieder rum kam und das Board begutachtet hatte, kam mir eine Idee. Wenn ich jetzt einfach die Manabase hull-breache, dann hab ich im Upkeep einen Spieler weniger. Da dieser mit seinem Talisman atm genau auf fünf Mana kommt. Als ich das Hull Breach gespielt habe, ist der Spieler an die Decke geschossen. Hat mich angeschissen, dass man „sowas ja nun wirklich nicht mache“, sich mit dem anderen erfahrenen Spieler in Rage geredet, ist aufgestanden und hat seinen Kram wütend eingepackt. Am Ende saßen ein ziemlich perplexer Anfänger und ich, der sich natürlich keiner Schuld bewusst war, am Tisch und haben uns für ein erneutes Treffen verabredet.

Jetzt natürlich die Frage passend zu deinem Blog: Wieso macht es Spaß, Volrath zu sein?

Der erste Eindruck

Noch einmal vielen Dank für diese schöne Geschichte. Hier gibt es einiges, was mich mit der Stirn runzeln lässt. Ob du am Ende wirklich der Volrath gewesen bist, bleibt noch abzuwarten. Schließlich hast du versucht, vor dem Spiel zu klären, auf was sich alle Personen am Tisch einlassen. Das ist definitiv mehr, als man von den anderen erfahrenen Spieler*innen am Tisch behaupten kann. 

Diese Erfahrung habe ich auch schon gemacht und meine Geschichte gleich in der ersten Ausgabe dieser Serie beschrieben. In vielen LGSs wachsen solche Strukturen über lange Zeit, besonders wenn es viel Stammpersonal gibt. Man kann es vielleicht mit einer vertrauten Playgroup vergleichen, in der alle ungefähr die Decks und die Power Level der Gegner*innen kennen. In so einer Umgebung muss man nicht mehr groß über das Power Level reden. Weil einfach alle Menschen am Tisch Bescheid wissen. Das vielleicht als Versuch, für die beiden erfahrenen Spieler*innen eine Lanze zu brechen.

Wo das ganze natürlich aufhört zu funktionieren ist genau die Situation, in der du dich wiedergefunden hast. Wenn neue Personen in die Gruppe kommen, muss geredet werden, da führt einfach kein Weg dran vorbei. Gerade weil du so offen ins Gespräch gegangen bist, finde ich es erstaunlich, dass von den beiden keine Infos gekommen sind. Noch merkwürdiger erscheint dieses Verhalten, wenn wir im Kopf behalten, dass außerdem eine Anfänger*on am Tisch saß. Hier hätte ich besondere Mühe von allen beteiligten Personen erwartet. “Leading by example” und so.

Aber wenn die beiden nicht reden wollen, dann kann man sie nicht zwingen. Doch was das ganze für mich auf ein völlig neues Level hebt, ist die Aussage, dass du dich überraschen lassen solltest. Ich hab es schon einmal gesagt: Überraschungen sind für Freunde. Damit Überraschungen funktionieren, muss ich der Person vertrauen, dass sie dabei nicht nur ihr eigenes Vergnügen im Sinn hat. Und das habe ich in der Regel nicht, wenn ich den Menschen noch nie vorher gesehen habe. An deiner Stelle hätte ich das Spiel wahrscheinlich ausgesetzt, wenn die Voraussetzungen so schlecht gewesen wären.

Denn die Commander, die von den beiden Veteran*innen an den Tisch gebracht wurden, sind ja keineswegs unbefleckt. Brago hat den Ruf, ein sehr resilientes Blink-Combo-Deck zu sein, das diese Combo mit Counterspells und anderen Control Elementen verteidigt. Der eine oder andere Free Spell sind da keine Seltenheit. Und Meren ist vor allem für Fog Frog oder Fleshbag Marauder– Loops bekannt. Auch beides Dinge, über die man am besten vor dem Spiel spricht.

So, dass war jetzt alles noch vorgeplänkel, kommen wir zum Pact of Negation. Ich kann den Impuls verstehen, K’rrik nicht aufs Feld zu lassen. Dieser Commander hat den Ruf, dass er sehr schnell das Spiel an sich reißen kann, wenn das Deck dahinter entsprechend gebaut ist. Doch von allem, was du hier erzählt hast, klang das für mich nicht danach. Und selbst wenn dem so gewesen wäre, bin ich nicht sicher, ob ein Free Spell der richtige Weg ist. K’rrik ist dadurch zwar um zwei Züge verzögert, doch auch wenn alles gut geht, verliert auch der Spieler, der den Pact gezündet hat, seinen kompletten nächsten Zug. Der Spell ist eben kein echter Free Spell und fünf Mana sind keine Kleinigkeit. Darum sollte man sich sehr gut überlegen, was man countert und was nicht.
Denn wie gefährlich so ein Pact Trigger sein kann, hast du sehr eindrucksvoll bewiesen. Zwei Mana investieren um eine Person das Spiel verlieren zu lassen ist ne sehr gute Rate und dieser Gefahr hätte sich die Brago Spieler*in bewusst sein müssen. Doch anhand ihrer Reaktion lässt sich ziemlich gut ableiten, dass sie dieses Problem nicht auf dem Schirm hatte. Pact ist doch ein Free Spell. Ob es nötig war, sich so in Rage zu reden, dass man eine weitere Person vom Tisch dazu bewegt mit aufzustehen und zu gehen, sei jetzt mal dahingestellt. Fehler passieren allen, besonders in Commander. Doch wie man mit diesen Fehlern umgeht, kann sehr entscheidend sein.

Das Fazit

Knopf, du bist in meinen Augen nicht der Volrath. Du hast dich an die Regeln des Spiels gehalten und eine gute Gelegenheit gesehen und genutzt. Auch wenn du Spaß an deiner Aktion und der Reaktion deiner Gegner*innen hattest. Du hast außerdem schon vor dem Spiel versucht zu klären, auf was sich alle Menschen einstellen können. Der neuen Person am Tisch mache ich da natürlich keine Vorwürfe. Aber den beiden anderen kann man glaube ich eine gewisse Volrathigkeit unterstellen.

Ich kann es nur immer wieder sagen, Commander ist ein soziales Format und braucht deshalb Kommunikation. Das bedeutet nicht, dass man mit allen Menschen am Tisch sofort auf ziemlich beste Freunde machen muss. Aber ein Gespräch vor dem Spiel zu verweigern, damit man einen Vorteil im Spiel bekommt, ist schon ziemlich das unterste Ende der Fahnenstange. Dazu passt die Reaktion, als die Kosten für den Free Spell anstanden, die dann nicht bezahlt werden konnten. Ich bin froh, dass die neue Person am Tisch wenigstens dich an ihrer Seite hatte. Die Chancen, dass Commander an diesem Tag eine Spieler*in verliert war nicht sehr gering. So hat sie nur ein merkwürdiges Spiel gehabt und am Ende eine Person gefunden, mit der sie zumindest augenscheinlich auf einer Wellenlänge schwimmt. Ich hoffe, ihr habt seit dem noch ein paar Spiele machen können. Vielleicht sogar mit noch netteren Mitspieler*innen.

Falls ihr auch eine Geschichte habt, die ich mir hier for free auf meinem Blog anschauen soll, dann schreibt mir einfach. Das geht über die E-Mail Adresse volrathodergerrard@gmail.com, über Twitter oder Instagram oder über Discord, wie der gute Kopf das gemacht hat. Vielen Dank fürs Lesen und bis zum nächsten mal wenn es wieder heißt: Volrath oder Gerrard? 

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