Ich versuche hier meist ein paar Dinge zu schreiben, die mir in meinen Spielen oder in meinem Deck-Bauprozess aufgefallen sind, die für andere ebenfalls interessant sein könnten. So ein bisschen meine Gedanken vom Kleinen ins Große. Doch heute ist nicht so ein Tag. Denn ich habe mir die Commander Decks, die zum Lord of the Rings Crossover rausgekommen sind, angeschaut. Und die Legende, die mich am meisten angesprochen hat, ist wieder Dimir. Von den letzten fünf Commander Decks, die ich gebaut habe, sind drei Decks Dimir Decks gewesen. Die anderen beiden waren Azorius und Mono Weiß. Das ist ziemlich auffällig und darum soll es heute um Dimir gehen.
Dimir, meine kleine Geschichte
Fun Fact: Als ich mit Commander angefangen habe, habe ich schnell einen gewissen Trend bei mir bemerkt. Ich habe entweder ein Thema gehabt, um das ich ein bestimmtes Deck gebaut habe, oder eine bestimmte Farbkombination. Ich hab eine Phase gehabt, da habe ich sehr viele Storm Decks gebaut. Zada, Umori, Orvar, die Liste ist ziemlich lang gewesen. Man muss aber fairer Weise dazu sagen, dass ich in der Zeit nicht so viel gegen andere Menschen gespielt habe, Covid sei Dank.
Darauf folgten meine Blau-Phase, meine Weiß-Phase, meine Schwarz-Phase und meine Azorius-Phase. Ich bin mir nicht sicher, woran es liegt. Aber in diesen Phasen haben mich vor allem Commander dieser Farben angesprochen. Ich habe nicht mal aktiv nach neuen Commandern in den Farben gesucht. Es war vielmehr so, dass immer, wenn ein neues Set rausgekommen ist, ich in den Farben meiner Phase fündig geworden bin.
Bei Dimir ging es mit Ramirez DePietro, Pillager richtig los. Ich hatte lange vorher mit einem Xanathar, Guild Kingpin Deck geliebäugelt, doch meine Playgroup mag es wirklich gar nicht, wenn ich mit ihren Decks spiele. Ich dachte, dass Ramirez da eine verträgliche Variante ist, die außerdem noch ein guter Commander für ein Piraten Deck ist. Denn Piraten mag ich auch, auch wenn das kein besonders starker Kreaturentyp ist. Besonders nicht in Dimir.
Das Deck hat mir gut gefallen, doch das Problem mit dem Deck war, dass ich es nicht online spielen konnte, bzw wollte. Denn mit den Karten anderer Menschen zu spielen ist über Spelltable für niemanden witzig. Darum habe ich mir ein Deck gebaut, dass Kreaturen an andere Spieler*innen verteilt. Ich bin mir auch nicht sicher, warum ich dachte, dass das eine bessere Idee war. Doch ich habe einen Jon Irenicus, Shattered One in einem Booster gezogen und ein Relentless Rats Deck um ihn gebaut.
Aus demselben Grund, aus dem mein Ramirez Deck wieder aufgelöst wurde, habe ich auch Jon wieder auseinandergebaut. Schwer über Spelltable zu zocken und Relentless Rats klingen als Konzept ziemlich cool, doch in der Realität fühlt es sich für mich falsch an, wenn ich in Commander eine Karte mehr als einmal im Deck habe. Außerdem war das Deck ziemlich langsam, wenn man jede Runde nur eine Ratte verschenken kann. Also war das auch nur ein Übergangs-Deck.
Dann habe ich, weil ich zu der Zeit viel Zeit hatte, ein Dee Kay, Finder of the Lost Deck um Würfel würfeln gebaut. Das war am Anfang witzig, hat sich aber ziemlich schnell abgenutzt. Vor allem, weil man recht zügig viele Attractions auf dem Feld haben und diese sehr häufig benutzen konnte. Es war ziemlich viel, auf das man da achten musste. Außerdem haben Menschen keine Lust, sich mit Mechaniken aus Unfinity auseinanderzusetzen. Darum habe ich auch dieses Deck wieder in den Ruhestand geschickt.
Auf Dee Kay (immer noch ein witziger Name für einen Zombie) folgte Gale, Waterdeep Prodigy mit dem Scion of Halaster Background. In dem Deck ging es darum, mit Gale und dem Background möglichst schnell meinen Friedhof zu füllen und große Kreaturen zu reanimieren. Das Deck hat mir sehr viel Spaß gemacht beim Spielen. Allerdings waren es auch sehr viele Achsen, auf denen man Entscheidungen treffen musste. Die Balance zu finden, zwischen Spells, die den Friedhof füllen, genug Instants und Sorceries, damit Gale funktioniert und Reanimation-Targets war nicht besonders leicht. Das war mir am Ende einfach alles etwas zu viel. Darum habe ich aus dem Deck ein Chainer, Dementia Master und ein Hidetsugu and Kairi Deck gemacht.
Mein aktuelles Deck
Hidetsugu and Kairi sind ein recht neuer Commander aus March of the Machine und sie sind wirklich stark. Ich habe alle Copy-Spells, die ich finden konnte, in dieses Deck gepackt. Die Idee ist, dass ich die beiden aufs Feld bringe und sie dann mit irgendwas kopiere. Wichtig ist dabei, dass die Kopie, die ich erstelle, weiterhin legendär ist. Denn Hidetsugu and Kairi haben einen starken Enter the Battlefield Trigger und einen starken Dies Trigger.
Wenn ich sie kopiere, muss ich mich sofort entscheiden, welche der beiden Kopien ich opfern will. Das bedeutet, dass der ETB und der Dies-Trigger gleichzeitig auf den Stack gehen und man sich aussuchen darf, in welcher Reihenfolge man die beiden resolven will. So startet man eine wilde Reihe an Copy-Spells a la Sublime Epiphany und macht dabei seinen Gegner*innen sehr viel Schaden. Das Deck ist sogar etwas zu stark geworden, besonders für meine regulären Playgroups. Aber ich hab es noch, für die letzte Patie der Nacht, die schnell vorbei sein soll. Und weil es sehr viel Spaß macht, Leuten dicke Spells wie Aminatou’s Augury um die Ohren zu hauen.
Zwischendurch hatte ich auch noch mein Venser Toxic Deck, aber das gibt es mittlerweile nicht mehr. Wer meinen Struggle dazu nicht mitbekommen hat, kann das gerne hier nachlesen. Es war eine wilde Phase in meinem Deckbau und hat mir unnötig viel Kopfzerbrechen bereitet. Dafür war das Ergebnis recht ernüchternd.
Und nun ist Lord of the Rings im Magic Universum angekommen und ich habe einen neuen Commander gefunden. Ihr dürft mal raten, welche Farben der Gute hat. Ich hab im Moment einfach einen Typ, was Commander und ihre Color Identity angeht. Doch da endeten die Gemeinsamkeiten auch schon.
Warum Dimir?
Wenn man sich die Decks anschaut, die ich gebaut habe, fällt auf, wie divers die Auswahl ist. Es sind Steal Decks dabei, Aggro Decks und auch Spellslinger. Warum ich dafür immer Dimir nehme, kann ich ehrlich gesagt nicht sagen. Eine meiner Vermutungen ist, dass im WotC Design Team jemand sitzt, der Dimir mag und der sehr genau auf meinen Geschmack Commander designt. Damit meine ich nicht, dass jemand speziell für mich designt, sondern dass wir da sehr auf einer Wellenlänge sind.
Ein bisschen wahrscheinlicher ist allerdings, dass ich mich gerade auf die Farbkombination eingeschossen habe. Wie schon im oberen Teil des Artikels erwähnt, habe ich häufig einen “Typ” Deck oder eine bestimmte Farbkombination, die mich am meisten anspricht. Wenn ich mich also intensiv mit einer Kombination auseinandersetze, bin ich einfach mehr in dem Thema drin. Ich hab schneller Karten parat, die man auch in meine neuen Builds einbauen kann und ich muss mir nicht mehr so große Gedanken um zum Beispiel die Manabase machen.
Doch ist das natürlich auch nur ein Teil der Wahrheit. Denn ich habe so eine Phase noch in nicht vielen Farbkombinationen gehabt. Ich hatte einmal eine Zeit, in der ich viele Azorius Decks gebaut habe, aber die war auch nicht besonders lang. Ich hab mich dann auf mein Kwain Deck versteift und mich anderen Themen gewidmet. Ansonsten sind es vor allem Mono Farben, die mich länger gefesselt haben, wobei auch hier Mono Rot eine Ausnahme bildet. Da hatte ich mein Feldon Deck, doch auch das hab ich mittlerweile nicht mehr. Rosnakht ist, glaube ich, aktuell der einzige Mono Rote Commander, der sich in meinem Repertoir befindet.
Doch all diese Überlegungen bringen mich nicht dazu, warum es ausgerechnet Dimir geworden ist. Ich spiele gerne Spellslinger, aber dafür ist Izzet eigentlich besser geeignet. Alleine Storm-Kiln Artist und Birgi, God of Storytelling machen Rot hundertmal stärker als Schwarz, wenn man ein Storm Deck bauen will. Doch vielleicht ist das gerade der Grund, warum ich Dimir Izzet vorziehe. Denn Spellslinger Decks sind auch ohne die ganzen Sturm Enabler sehr stark. Wenn man Rot noch mit dazu packt, verfällt man leicht der Versuchung, ein komplettes Storm Deck zu bauen. Und das will ich nicht mehr.
Blau Schwarz ist eine Farbkombination, die sehr stark ist. Ich glaube, alles andere würde den beiden Farben nicht gerecht werden. Aber es ist keine beliebte Farbkombination, die man in Casual Commander sieht. Denn Dimir ist oft synonym mit Controll und hat die wohl beste Win Con in ganz Commander mit Thassa’s Oracle und Demonic Consultation. Darum ist es in cEDH auch fast egal, welchen Commander man in diesen Farben spielt. Schwarz bringt die Tutoren und Blau die Counterspells und den Card Draw. Was soll da noch schief gehen?
Ich spiele allerdings weder Thoracle noch Consultation. Das ist keine Win Con, die in Casual gehört. Außerdem spiele ich sehr wenig Tutoren und lange nicht so viele Counterspells, wie es wahrscheinlich nötig wäre. Dadurch sind meine Decks sehr viel weniger stark, als ich sie wahrscheinlich bauen könnte. Doch dadurch sind sie wesentlich verträglicher für die meisten Tische, an denen ich spiele. Ich habe kaum Antworten auf Verzauberungen oder Artefakte. Da sind Blau und Schwarz einfach nicht so gut aufgestellt. Und darin liegt für mich der Reiz.
Ich versuche in letzter Zeit immer mehr, meine Decks für bestimmte Powerlevel auszurüsten. Und das funktioniert einfach am besten, wenn man nicht auf alles Antworten hat. Blau und Schwarz sind sehr gut darin, mit Instant Speed zu spielen und das gefällt mir. Aber sie haben auch beide recht große Schwächen. Meine Entscheidung, mich trotzdem nicht auf die großen Stärken zu berufen, mag einigen Menschen komisch vorkommen. Doch mir eröffnen sich dadurch neue Möglichkeiten, die ich sehr gerne erforsche. Wahrscheinlich so lange, bis ich keine Lust mehr habe, oder feststelle, dass Dimir doch etwas zu stark für Casual ist. Doch noch ist dieses Ende nicht in Sicht.
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