Auch wenn ich in letzter Zeit nicht mehr viele Deck Techs gepostet habe, kann man doch recht deutlich sehen, was ich am liebsten für Decks spiele. In der Regel haben meine Commander eine oder zwei Farben und sind nicht in den Top 10 der jeweiligen Farben auf EDHREC zu finden (Ausnahmen bestätigen die Regel, wie meine Marwyn und mein Minn Deck beweisen). Ob das jetzt bedeutet, dass ich ein Magic Hipster bin, müssen andere entscheiden, aber es ist schon auffällig, dass die meisten anderen Menschen mehr Farben in Commander spielen. Warum und wie gravierend der Trend ist, habe ich mir für diesen Artikel einmal angeschaut.
Die Top 100
EDHREC ist eine großartige Seite, wenn man nach Daten für das Commander Format sucht. Ich besuche sie fast täglich, weil man dort auch wunderbare Artikel findet, die es immer lohnt zu lesen. Falls EDHREC irgendwann auf den deutschen Markt expandieren will, wüsste ich einen Blogger, der sich freuen würde, für sie zu schreiben…
Aber zurück zum Thema. Eines der Features auf der Seite ist, dass man sich dort die Top 100 Commander anschauen kann. Die sind dann noch mal unterteilt in die Commander der letzten Woche, des letzten Monats und der letzten zwei Jahre. Je nachdem wie viele Decks auf archidekt.com, moxfield.com usw. gebaut werden, wird das Ranking aufgestellt. Und da ist mir aufgefallen, dass es sehr wenig Commander gibt, die monofarben sind. Darum habe ich mir mal die Mühe gemacht, die Commander jeder Color Identity zu zählen. Das heißt, wie viele einfarbige Commander befinden sich in den jeweiligen Top 100, wie viele zweifarbige, usw. Ich habe diese Zahlen am 17.10.2022 erhoben, was für die Commander der letzten Woche relevant sein kann. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob das wirklich der Fall ist, denn die Tabelle sieht wie folgt aus:
Past Week | Past Month | Past 2 Years |
Einfarbig: 13 Zweifarbig: 29 Dreifarbig: 45 Vierfarbig: 3 Fünffarbig: 10 | Einfarbig: 10 Zweifarbig: 30 Dreifarbig: 46 Vierfarbig: 3 Fünffarbig: 11 | Einfarbig: 10 Zweifarbig: 31 Dreifarbig: 42 Vierfarbig: 4 Fünffarbig: 13 |
Auffällige Zahlen
Ein paar Dinge fallen gleich ins Auge, wenn man sich diese Zahlen anschaut:
- Menschen spielen am meisten zwei- oder dreifarbige Commander
- von den lediglich sechs vierfarbigen Commandern sind in jeder Liste mindestens drei vertreten gewesen
- Es werden ähnlich viele fünffarbige Decks gebaut wie monofarbene
- Die Verhältnisse sind unabhängig vom Zeitraum der Betrachtung erstaunlich konstant
Besonders der letzte Punkt hat mich wirklich überrascht. Das sich die Verhältnisse zwischen Last Week und Past Month sehr ähnlich sind, hätte ich noch verstanden. Doch dass sie sich auch im Verhältnis nicht ändern, wenn man sich Past two Years anschaut ist schon erstaunlich. Es sind in den letzten Jahren zwar ein paar dreifarbige Sets raus gekommen (Streets of New Capenna und Ikoria), aber wesentlich mehr mit ein- bis zweifarbigen Commandern. Doch die sind anscheinend nicht so beliebt wie der Rest…
Hätte man mich gefragt, dann hätte ich gedacht, dass wesentlich mehr Menschen monofarbene Decks spielen. Mein zweiter Tipp wäre gewesen, dass die zweifarbigen Commander die Nase vorn haben. Aber dreifarbige Commander habe ich nicht erwartet. Und auch nicht, dass vierfarbige Commander weiter so hoch im Ranking stehen. Doch da kommt wahrscheinlich einfach mein persönlicher Bios ins Spiel.
Alle Farben des Tuschkastens
Ich kann nachvollziehen, warum mehrfarbige Commander für viele Spieler*innen attraktiv sind. Man kann aus den einzelnen Farben einfach die “guten” Karten zusammentragen, die Staples, und damit sein Deck füllen. Ein Deck, das man so baut, kann unglaublich stark sein. cEDH Decks haben ziemlich viele Ähnlichkeiten in den Listen, egal wer der Commander ist. Und das liegt einfach daran, dass es “beste” Karten in cEDH gibt. Wenn es um Optimierung geht, ist es objektiv falsch, keine Mana Crypt zu spielen. Genau wie es falsch ist, keinen Sol Ring oder keinen Mox Diamond zu spielen. Die Zahl der Staples ist in cEDH höher als in jedem anderen Teil von Commander und das liegt am Power Level.
Ich will hier nicht sagen, dass es falsch ist, wenn man mit Staples spielt. Natürlich mache ich das auch und in einem gewissen Powerlevel wird die Dichte der Staples in meinen Decks auch höher. Wie bereits gesagt, es gibt einen Grund warum Staples Staples sind. Allerdings bin ich persönlich kein großer Fan von Commandern, die mehr als zwei Farben haben. Ich habe beim Deckbau immer das Gefühl, dass der Pool der Karten so groß wird, dass ich mich nicht mehr zurecht finde und mich dann doch auf die Staples verlasse. Was dem Deck meiner Meinung nach ein weniger scharfes Profil gibt.
Eines der besten Beispiele, um zu verdeutlichen, was ich damit sagen möchte, ist wahrscheinlich Golos, Tireless Pilgrim. Der Grund, warum Golos gebannt wurde, ist, dass er der beste Commander für jedes Deck war. Man hatte Zugriff auf alle Farben und Golos hat einen in keine Ecke gestellt. Er hat für Ramp und für Card Advantage gesorgt und jede Taktik, die man sich ausgedacht hat, unterstützt. Es gab keinen Grund, nicht Golos zu spielen, wenn man ein starkes Deck bauen wollte.
Vielfalt durch Beschränkung
Doch Diversität ist etwas, das sehr wichtig für mich ist, wenn ich Commander spiele. Damit sind nicht nur die Commander gemeint, sondern vor allem auch die Karten, die ich in den einzelnen Decks spiele. Wenn jedes Deck die gleichen Karten enthält, warum habe ich dann zwei verschiedene Decks? Natürlich ist der Commander unterschiedlich, aber wenn das der einzige Unterschied ist, dann reicht mir das meistens nicht.
Es ist manchmal nicht ganz einfach, die Diversität zwischen den Decks hoch zu halten, besonders wenn zwei Commander einen sehr ähnlichen Raum bespielen. Als Beispiel sind hier mein Minn und mein Octavia Deck zu betrachten. Beides sind mono blaue Spellslinger Decks und bei beiden sind Instant Speed und Cantrips wichtig. Leider gibt es davon nur eine begrenzte Zahl in Blau. Doch wollen die Commander unterschiedliche Dinge. Minn triggert bei Card Draw und Octavia wird günstiger, wenn ich genug Instants und Sorceries im Graveyard habe. Dieser Unterschied ist groß genug, als dass sich die Decks unterschiedlich anfühlen, wenn man sie spielt.
Auch hier wieder der Hinweis, dass ich damit nicht sagen will, dass man nur mono- oder zweifarbige Decks bauen sollte. Ich lege keinen Wert darauf, als möglichst Edgy wahrgenommen zu werden, wenn es um meine Commander Decks geht. Es ist nur eben so, dass ich Schwierigkeiten habe, ein Deck mit einer eigenen Persönlichkeit zu bauen, dass mehr als zwei Farben hat. Dass das für viele Spieler*innen ein Punkt ist, der für sie nicht so wichtig ist, ist mir ebenfalls klar. Decks bauen ist sehr zeitaufwendig und mit viel Trial and Error verbunden. Da ist es gut, wenn man sich auf gewisse Konstanten einfach verlassen kann. Doch sind Commander Decks neben diesem Blog hier meine Möglichkeit, mich kreativ auszuleben. Und das fällt mir sehr viel leichter, wenn ich einen klar definierten Rahmen habe, in dem ich mich bewegen kann. Vielleicht bin ich doch einfach ein kleiner Magic Hipster…
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