Politik ist etwas, dem wir nicht entgehen können, auch wenn wir uns nicht aktiv daran beteiligen. Das gilt für das “echte” Leben genau wie für Commander. Da man allerdings eine Chance verpasst, sein Leben oder das Spiel zu beeinflussen, sollte man zumindest wissen, wie Politik funktioniert. Dabei kann man sehr offensichtlich vorgehen und anderen Personen am Tisch Deals anbieten. Oder man versucht subtil die Wahrnehmung der anderen auf ein Problem zu lenken, in dem man bestimmte Details zu gewissen Karten nachfragt. Über Politics habe ich bereits einen Artikel verfasst. Den kann man gerne hier nachlesen. Heute soll es um Deals in Commander gehen und darum, ob und wann man sich auf Deals einlassen sollte.
Tu mir nichts, dann tu ich dir nichts
Deals an einem Commander Tisch sind recht häufig sehr einfach gestrickt. Sie sind eine Variante von: “Wenn du mich nicht angreifst, dann lass ich dich auch in Ruhe”. Oder man geht in die Richtung: “Wenn du mich mit deinem Threat nicht angreifst, zerstöre ich ihn nicht”. In beiden Fällen versucht die Person, die den Deal anbietet, nur mit ihren Worten einen Vorteil zu bekommen. Und in beiden Fällen klingt der Deal für die Person, die den Deal gemacht hat nicht schlecht. Man hat schließlich noch zwei andere Gegner*innen, um die man sich auch kümmern muss. Wenn die eine Flanke dann abgesichert ist, hat man einen Vorteil.
Allerdings ist es meist nicht so einfach, wie die meisten Leute denken. Ich habe schon sehr häufig gesehen, dass diese Art von Deals nach hinten los gegangen sind, weil nicht auf Details geachtet wurde. Das schließt Deals ein, die ich selbst gemacht habe. Die Person, die den Deal anbietet, tut das nämlich in der Regel um sich selbst einen Vorteil zu verschaffen. Ich habe erlebt, dass Leute geblufft und kein Removal auf der Hand gehabt haben. Oder es gab ein Schlupfloch im Deal, dass ihnen erlaubt doch mit meinem Board zu interagieren. Daher sollte man sich immer genau überlegen, was der eigene Vorteil ist, wenn man sich auf Deals einlässt. Denn ein kein Deal ist besser als ein schlechter Deal.
Außerdem sehe ich ein häufiges Problem darin, dass Deals viel zu selten nachverhandelt werden. Wenn Person A einen Deal vorschlägt, dann hat das einen Grund. Häufig ist sie dann auch gewillt, den Deal abzuschließen, wenn man mehr verlangt, als sie angeboten hat. Wenn der Deal zum Beispiel lautet: “Wenn du mich nicht angreift, zerstöre ich deine gefährliche Kreatur”, dann kann man zum Beispiel antworten: “Können wir machen, aber dann lässt du mein gesamtes Board in Frieden.” Das ist ein sehr großes Beispiel, aber so in der Art kann es funktionieren. Zu wenig verlangen ist Faulheit und wenn der Deal dadurch platzt steht man genau an der selben Stelle wie vorher.
Keine Geschenke
Ich habe vor kurzem eine Situation in einem Spiel gehabt, bei der ein schlechter Deal gemacht worden ist. Ich habe meine Combo präsentiert und eine Spieler*in am Tisch hatte eine Antwort darauf. Doch anstatt diese Antwort einfach zu benutzen, hat die Person der anderen Spieler*in am Tisch einen Deal vorgeschlagen. Sie wollte zwei volle Runden nicht angegriffen werden und Immunität für ihr Board, wenn sie sich um die Combo kümmert. Und die andere Person am Tisch hat eingewilligt.
Dieser Deal ist ein schlechter Deal, denn es gab in dieser Situation keinen Verhandlungsspielraum. Wenn Person A sich nicht um meine Combo gekümmert hätte, dann wäre das Spiel vorbei gewesen. Sie musste ihre Antwort also benutzen, egal, ob Person B auf den Deal eingegangen wäre oder nicht. Darum gibt es für Person B auch keinen Grund Person A irgendwelche Zugeständnisse zu machen, für eine Aktion, die sie so oder so hätte machen müssen.
Das war ein sehr krasses Beispiel, aber solche Deals werden viel zu oft geschlossen. Wenn Person A von einem Blightsteel Colossus angegriffen worden wäre und Person B ein Swords to Plowshares auf der Hand hat, dann kann man einen Deal machen. Wenn Person A die Person mit dem Swords ist und angegriffen wird, dann gibt es keinen Spielraum für einen Deal. Man sollte keine Geschenke erwarten, wenn man seine eigene Haut rettet und man sollte als Gegner*in in dieser Situation auch keine Geschenke verteilen.
Gut für den Tisch ist nicht immer gut für mich
Die besten Deals werden gemacht, wenn es einen klaren Archenemy am Tisch gibt. Denn dann gibt es für den Rest des Tischs ein gemeinsames Ziel, dass es zu erreichen gilt. Jede Person am Tisch hat ein Interesse daran, dass der Archenemy eliminiert wird und ist deshalb bereit, den anderen Spieler*innen Zugeständnisse zu machen. Ein Nichtangriffspakt in dieser Situation ergibt Sinn, da man so gefahrlos seine Ressourcen gegen die gemeinsame Gegner*in bündeln kann. Doch auch hier ist Vorsicht geboten.
Ist man die Spieler*in, die in der zweitstärksten Position ist, ergibt es Sinn sich mit dem Rest zu verbünden. Die eigenen Ressourcen reichen nicht aus um an erste Stelle zu kommen, daher versucht man, die Ressourcen der anderen Spieler*innen für das eigene Ziel einzusetzen. Doch als Spieler*in, die die schwächste Position am Tisch hat, sieht es ganz anders aus. Jeden Spell und jedes Mana, das ich benutze um gegen den “gemeinsamen” Threat vorzugehen, fehlt mir um zum Rest des Tischs aufzuschließen. Ich helfe meinen beiden anderen Gegner*innen beim gewinnen und nehme mir damit jede Chance auf den Sieg.
Bei Game Knights war das in der Folge #28 mit MTGNerdGirl sehr gut zu sehen. Sie hatte keinen Ramp und Jimmy hat sie mit in die Pflicht genommen etwas gegen Josh zu tun. Sie hat sich darauf eingelassen und ihr Ressourcen dafür verwendet Josh klein zu halten. Doch dadurch hat sie ihre eigenen Chancen nicht erhöht, sondern dafür gesorgt, dass ein anderer Spieler gewinnt. Darum sollte man als schwächste*r Spieler*in einfach alle anderen ihr Ding machen lassen und sich um sich selbst kümmern.
Deals für alle
Wie sollte man also mit Deals umgehen, die einem angeboten werden? Das kommt ganz darauf an, wie man spielt. In cEDH gibt es in der Regel keine Deals, weil alle Decks so gefährlich sind, dass man seinen Gegner*innen keine Vorteile gewähren will. Im Mid- oder Low-Power-Bereich wird viel verhandelt und viele Deals abgeschlossen, seien sie nun sinnvoll oder nicht. Das ist einer der Aspekte an Commander, die mir am meisten Spaß macht. Gerade, weil es die Varianz in einem Spiel noch erhöht, wenn man sich mit allen Personen am Tisch gut stellt. Darum ist mein Kwain Deck auch noch immer eins meiner liebsten Decks. Doch ich kenne auch Personen, die Deals kategorisch ablehnen und sich nur um ihr eigenes Spiel kümmern. Und auch das ist in Ordnung. Commander is for fun. Das schließt Deals mit ein.
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