Vor kurzer Zeit kam ein Artikel von Reid Duke heraus, in dem er seine Meinung zu Commander und bestimmten Karten Typen vorgestellt hat. Der Kontext für den Artikel war, dass Reid engagiert worden ist, um eine Spieler*in auf ein 1vs1 Commander Match mit Post Malone vorzubereiten. Reid Duke für alle, die ihn nicht kennen, ist ein professioneller Magic Spieler, einer der absolut besten der Welt. Er spielt seitdem er 5 ist Magic und hat 2011 sein erstes wichtiges Turnier bestritten. Er ist also eine Autorität, was das Thema Magic angeht. Doch hat er reichlich Kritik in den sozialen Medien geerntet als er in seinem Artikel (nachzulesen hier) geschrieben hat, dass er Karten nicht mag, die der Gegner*in Geschenke geben. Darunter fallen für ihn Generous Gift, Pongify, Beast Within und noch einige andere, die von vielen als Staples bezeichnet werden.
Ich bin der Meinung, dass er mit seiner Sicht der Dinge durchaus recht hat. Allerdings ist seine Sicht etwas durch 1vs1 Formate getrübt, oder besser gesagt beeinflusst. Geschenke machen Freunde und die kann man in Commander sehr gut gebrauchen.
Geschenke für alle
Ich persönlich mag die Removal Spells, die Reid Duke überhaupt nicht leiden kann. Aber ich kann auch nachvollziehen, was Reid an diesen Karten stört. Denn die Kreatur, die man seinen Gegner*innen mit einem Rapid Hybridization gibt ist nicht unerheblich. Ein 3/3 Token ist ein nicht zu verachtender Blocker, kann Equipment tragen und kann in engen Spielen den Unterschied zwischen Gewinnen und Verlieren bedeuten. Ich habe zum Beispiel gegen ein Sram, Senior Edificer Deck gespielt, wo mir mein Generous Gift gar nichts gebracht hat. Am Ende war der Token eben die Voltron Kreatur, die mir zum Verhängnis geworden ist. Hätte ich ein Vindicate auf der Hand gehabt, wäre mir damit mehr geholfen gewesen.
Doch diese Nachteile kommen vor allem zum tragen, wenn man die Removal Spells nicht “richtig” spielt. Wenn man einfach irgendwas damit zerstört, dann kann es sehr gut sein, dass man diese Entscheidung am Ende bereut. Removal in Commander sollte nur dann benutzt werden, wenn es wirklich keine andere Möglichkeit gibt. Man feuert seinen Chaos Warp nicht einfach auf eine Karte ab, die zwar nervig, aber nicht spielentscheidend ist. Denn dafür ist das Risiko, dass dieser Karte anhaftet zu groß, auch wenn es mathematisch gesehen nicht besonders groß ist. Doch ich habe abgesehen von Teferi’s Protection keine Karte lieber auf der Hand, wenn jemand dabei ist das Spiel zu gewinnen. Denn dann ist die Wahl “Entweder verliere ich, oder mein*e Gegner*in bekommt eine sehr gute Karte von ihrer Bibliothek”. Wenn das die Wahl ist, weiß ich, was ich nehme.
In einem etwas geringeren Maß sind Beast Within und Generous Gift flexibel, auch wenn sie unseren Gegner*innen einen Token geben. Die Flexibilität lässt mich den Nachteil in kauf nehmen, wodurch der Nachteil aber nicht kleiner wird. Noch deutlicher wird es bei Resculpt, wenn die Gegner*in auf einmal eine 4/4 Kreatur statt des üblichen 3/3 Tokens als Geschenk bekommt. Darum spiele ich Resculpt auch nicht in Decks, die auf bessere Art und Weise mit Artefakten fertig werden können.
Secret Rendezvous
Eine Karte, die im letzten Jahr für Aufsehen gesorgt hat ist die Karte Secret Rendezvous. Eine 3 MV Sorcery, die einen selbst und eine*n Gegner*in jeweils drei Karten ziehen lässt. Es ging ein Aufschrei durch die Community, was das für eine schlechte Karte ist und wie man sowas als weißen Card Draw verkaufen kann. Für viele Spieler*innen war das der Beweis, dass WotC weiß keinen Carddraw geben will und sie haben die Karte direkt wieder vergessen.
Denn wenn man es richtig betrachtet, dann zahlt man selbst drei Mana und eine Karte um drei Karten zu ziehen, während eine Gegner*in einfach nur drei Karten zieht. Der Vorteil für die Gegner*in ist also wesentlich höher als für uns selbst und man macht unnötige Geschenke. Joey von edhrec.com hat sogar gesagt, dass in jedem Spiel, wo er das Rendezvous gesehen hat, die Person gewonnen hat, die dir drei Karten ziehen durfte. Das ist natürlich nicht repräsentativ, aber ein Indikator dafür, wie schlecht Geschenke sein können.
Doch es gab auch einige, die das Potential dieser Karte erkannt haben. Richard von mtggoldfish.com ist einer der größten Verfechter dieser Karte. Und seine Argumentation ist schwer von der Hand zu weisen. Es gibt in Magic sehr wenig Karten, die so effizient Karten ziehen wie das Rendezvous. Drei Mana für drei Karten ist eine sehr gute Rate, die es ansonsten nur für Painful Truth gibt. Und man kann sich politische Gefälligkeiten erkaufen, da man sich die Gegner*in aussuchen kann, die ebenfalls die Karten zieht. Man kann zum Beispiel die Spieler*in aussuchen, die kein Mana zur verfügung hat. Diese Person kann dann nichts mit den drei Karten anfangen. Oder es gibt einen Archenemy und man verabredet sich, die Ressourcen in diese Richtung zu verwenden. Es gibt einige Szenarien, in denen es gut sein kann, wenn eine Gegner*in ebenfalls Karten zieht. Geschenke machen nämlich auch Freunde.
Der Feind meines Feindes
Ich spiele Secret Rendezvous in all meinen Weiß Decks. Und auch in meinem Kwain Deck spiele ich das Rendezvous, aber vor allem, weil es auch noch gut ins Thema passt. Das Deck ist darauf ausgelegt, allen Gegner*innen Geschenke zu machen und am Ende mit einer Combo zu gewinnen. Doch auch in Decks, die meine Gegner*innen nicht bestechen wollen, habe ich noch keine schlechten Erfahrungen mit dem Rendezvous gemacht.
Ich glaube, was Reid nicht so sehr auf dem Zettel hat (das ist allerdings spekulation, ich kenne ihn nicht und kann nur Vermutungen anstellen) ist, dass Commander ein Multiplayer Format ist. Die Dynamik ist hier anders, weil man immer ins Hintertreffen kommt, wenn man einfach nur sein Spiel spielt. Pro Rotation zieht man eine Karte und spielt ein Land. Der Rest vom Tisch zieht aber drei Karten und spielt drei Länder. Man verliert also in jeder Runde mehr und mehr an Boden, wenn man sich selbst keinen Vorteil verschaffen kann.
Wenn ich mit einer Gegner*in eine Allianz bilde und ein Secret Rendezvous caste, dann stehe ich zwar weniger gut da als mein*e Partner*in, aber besser als die anderen beiden Spieler*innen. Denn zusammen haben wir als Gegner*innen 6 Karten für 3 Mana gezogen und der Rest 0. Außerdem wissen die beiden, dass meine Gegner*in einen noch größeren Vorteil erhalten hat als ich, weshalb sich sehr oft der Fokus auf sie richtet.
Ich will damit nicht sagen, dass es keine Gefahren mit sich bringt, wenn man seinen Gegner*innen Geschenke macht. Vor allem in cEDH und sehr hohen Powerleveln ist Secret Rendezvous eine Karte, die nicht zu gebrauchen ist. Denn das Geheimnis eines erfolgreichen Rendezvous ist, dass man nie das Combo Deck mit mehr Karten versorgt. Und davon gibt es in cEDH zu viele, als das man die Karte dort gefahrlos spielen könnte.
Man muss sich etwas mit den Commandern am Tisch auskennen, um seine Geschenke so zu verteilen, dass sie einem selbst nicht schaden. Doch mit ein wenig Erfahrung sollte es möglich sein, den maximalen Gewinn aus Karten wie Secret Rendezvous zu schlagen. Darum spiele ich auch Karten wie Scheming Symmetry und Skullwinder. Man kann durch seine Worte beeinflussen, was die Gegner*innen tun werden. Auch das klappt natürlich nicht immer, aber in einem sehr großen Prozentsatz der Fälle. Gerade, wenn es das richtige Play ist.
Geschenke machen Spaß
Ein weiterer Grund, warum ich alle Karten mag, die Geschenke verteilen ist, dass sie den Spielspaß erhöhen. Auch das wird für Reid Duke kein Maßstab sein, denn als Pro Player geht es darum, seine Gegner*innen so schnell und effizient wie möglich auszuschalten. Doch das ist nicht der Grund, warum ich Commander spiele und ich weiß, dass ich damit nicht alleine bin. Wenn ich die Wahl habe, einer Gegner*in zu helfen, die sehr weit hinten ist, dann mache ich das. Auch wenn das technisch korrekte Play wäre, sie so schnell wie möglich zu eliminieren. Commander is for fun, und ich hab am meisten Spaß, wenn alle am Spiel teilnehmen können 🙂
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