Commander is for Fun. Ich weiß nicht, wie viele Texte ich schon mit diesem Satz begonnen habe, aber ein paar werden es mittlerweile sein. Das ist der erste Satz, der im Philosophy of Commander Dokument zu lesen ist, den das RC auf seiner Website veröffentlicht hat. Daher nehme ich an, dass dieser Satz eine gewisse Relevanz mit sich bringt. Man spielt Commander um Spaß zu haben, doch was ist, wenn man keinen Spaß hat? Scoopen wäre hier eine Lösung. Commander Spiele können eine ganze Weile dauern und warum soll man sich über eine Stunde in einer Situation aufhalten, die einem keine Freude bereitet? Hier kommt der würdevolle Scoop ins Spiel, eine Art, ein Spiel zu beenden wann man möchte.
Aufgeben ist nicht gleich Aufgeben
Scooping ist eins von diesen Wörtern, die man vor allem im Trading Card Kontext benutzt. Damit ist gemeint, dass man seine Karten zusammen sammelt, weil die Gegner*in klar gewonnen hat. Der Begriff wurde bei Turnieren synonym für die Aufgabe eine*r Spieler*in und hat sich bis heute gehalten. Es ist immer etwas antiklimaktisch, wenn jemand seine*r Gegner*in nicht den letzten Zug und damit die Genugtuung gönnt, das Spiel beendet zu haben, aber es spart auch Zeit. Zumindest ging es mir auf Magic Arena immer so, wenn meine Gegner*innen gescoopt haben. Aber es spart auch Zeit, vor allem, wenn direkt das nächste Game auf einen wartet.
In Commander ist scoopen nicht besonders gerne gesehen. Das liegt zum Teil daran, dass man sich im Sozial Contract darauf geeinigt hat, dass man alle Spieler*innen am Spiel teilhaben lässt. Scoopen beendet das Spiel, ohne das irgendetwas passiert ist. Zum anderen kann man mit beim Instant Speed scoopen jemandem einen Vorteil nehmen, den sich diese Person redlich erarbeitet hat. Als kleines Beispiel: Spieler*in A greift Spieler*in B mit einer tödlichen Übermacht an und all ihre Kreaturen haben Lifelink. In Response scoopt Spieler*in B. Dann ist es nach den Regeln so, dass die Kreaturen keinen Schaden gemacht haben. Deshalb bekommt Spieler*in A auch keine Lebenspunkte dazu. Das Ergebnis ist also, dass Spieler*in B nicht mehr im Spiel ist, Spieler*in A aber für ihren Angriff nicht belohnt wird. Das kann die gesamte Spieldynamik verändern und wird von vielen Menschen als “unfair” und “unsportlich” empfunden. Zu diesen Menschen gehöre ich übrigens auch.
Würdevoller Scoop
Doch ich bin ebenfalls der Meinung, dass man auch in einem Commander Spiel scoopen können sollte, ohne das man dafür Salz von seinen Gegner*innen bekommt. Denn wie ich in der Einleitung schon erwähnt habe, ist es manchmal einfach so, dass man trotz Rule 0 keinen Spaß hat. Man kann zum Beispiel das falsche Deck am falschen Tisch spielen. Oder man kann mit den Menschen am Tisch nicht gut harmonieren. Letzteres passiert vor allem, wenn man auf einer FNM oder über Spelltable ein paar Runden Commander mit fremden Menschen zockt.
Auch hier ist es wichtig, dass man die Sache gesittet an geht. Man sagt ein paar Worte, wenn man sich danach fühlt und verlässt das Spiel mit Sorcery Speed. Man muss sich nicht mal besonders rechtfertigen, man sollte dem Rest noch ein gutes Spiel wünschen und sich aus der Runde verabschieden. Das ist übrigens auch das Protokoll, wenn man eine Runde verlässt, weil man sich zeitlich verschätzt hat. Wichtig ist hierbei, dass man das ganze mit ein paar netten Worten begleitet und sich verabschiedet. Einfach wütend aufstehen und gehen kann dazu führen, dass vier Menschen an diesem Abend keinen Spaß mehr haben und nicht nur eine Person.
Wie man es nicht machen sollte
Das Thema ist für mich gerade so relevant, weil ich vor kurzem ein Erlebnis über Spelltable hatte, bei dem jemand gescooped hat. Wir haben mit vier Leuten gespielt, ich hatte mein Nadaar Deck, der besagte Gegner ein Locus God Deck, dann war da noch ein Roon of the Hidden Realm und ein Zellix, Sanity Flayer mit am Tisch. Wir haben uns auf ein Power Level 7 mit Infinite Combos geeinigt und so hat sich das Spiel auch entwickelt.
Mein Deck ist ein Blink Deck und brauch ein wenig Zeit um sich aufzubauen. Daher achte ich darauf, dass ich immer etwas Interaction auf der Hand habe, falls jemand deutlich schneller ist als ich. Der Locus God Spieler war deutlich schneller als ich. Er hat seinen ersten Win Zug 5 präsentiert, als er einen Sage of the Falls auf den Stack legte. Doch in diesem Fall musste ich meine Antwort nicht präsentieren, weil der Zellix Spieler ebenfalls einen Kill Spell auf der Hand hatte und den Locus God getötet hat.
Doch von diesem Zug an hat der Locus God noch zwei weitere Male versucht das Spiel zu beenden und ich bin ihm zwei Mal dazwischen gekommen. Nichts davon war mit bösem Willen, denn wenn ich es nicht getan hätte, wäre das Spiel einfach vorbei gewesen. Doch als sein Sieg das dritte Mal verhindert wurde, war der Locus God Spieler so angepisst, dass er gescoopt hat. Er hat dann noch kurz gesagt, dass es nicht sein kann, dass er immer das Target ist. Dann hat er sich, ohne sich zu verabschieden, aus unserem Channel ausgeloggt.
Der Rest hat einfach weiter gespielt, doch am Ende des Spiels haben wir das gaze noch einmal diskutiert. Das war sehr gut, denn ansonsten hätte dieser Abgang zumindest bei mir einen bleibenden, schlechten Nachgeschmack gehabt.
Ich kann diese Reaktion zum Teil verstehen, weil es wirklich drei Mal sehr knapp gewesen ist und der Tisch drei Mal die richtige Antwort gehabt hat. Das ist natürlich frustrierend, wenn man sich davon frustrieren lässt. Allerdings muss man auch sagen, dass Magic ein Spiel ist, das sich durch diese Art von Interaktion auszeichnet. Und was man auch nicht vergessen sollte, es ist ein Spiel. Wenn man keinen Spaß hat, darf man gerne aufhören, aber es kommt eben darauf an, wie man es macht.
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